Nun bin ich also wieder auf Sardinien! Zunächst von Mittwoch (6.9.) bis Sonntag (10.9.) alleine, ab Sonntag bekomme ich Verstärkung von Antje und Ulli, zwei befreundete Regattaseglerinnen.
Der Mittwoch ließ sich ganz entspannt an, der Hinflug über Stuttgart klappte reibungslos, das Mietauto wartete in Olbia schon auf mich – ein Nissan Micra. Für die 120 km nach Castelsardo nahm ich mir reichliche zwei Stunden Zeit, ich wollte ja nicht nur die Autobahn kennenlernen. So führte der Weg tatsächlich kurz über eine Schotterpiste und durch pure Natur. Gegen 19 Uhr erreichte ich den Hafen, kaufte im genau gegenüber liegenden Supermarkt das Nötigste ein und bereitete mir köstliche Spaghetti mit Sugo zu. Auch der Donnerstag verlief sehr entspannt. Zu Fuß machte ich mich gegen Mittag auf den Weg ins Zentrum von Castelsardo, erklomm die Festung, besuchte dort des Flechtmuseum und die Festungsanlage. Auf dem Rückweg widerstand ich dem reichhaltigen Angebot sardischer Spezialitäten, die überall angeboten wurden und kehrte zurück um Schiff, das ich dann vor dem Abendessen noch gründlich abschrubbte. In den vergangenen vier Wochen hatte sich einiger Dreck angesammelt!
Am Freitag wollte ich dann auch wieder gegen Mittag zu einem Ausflug zum Roccia dell’Elefante und nach Aggius starten, ins Valle della Luna, einer sehr beeindruckenden Granitlandschaft. Doch es kam ganz anders!
Beim Verlassen des Bootes passierte das, wovor Klaus immer gewarnt hatte. Beim Sprung auf den Steg rutschte ich weg, fiel rückwärts Richtung Boot ins Hafenbecken und hatte keine Chance, mich irgendwie zu halten. Der Italiener, der mir eigentlich seine Hand gereicht hatte, um mir von Bord zu helfen, war sofort zur Stelle, ergriff meine Hand und rief laut um Hilfe. Doch ich brauchte glücklicherweise nur die Dinge, die ich mit von Bord hatte nehmen wollen, hoch zum Steg zu reichen und konnte anschließend zum Heck unsers Schiffes schwimmen, wo ich dann über die Badeleiter an Bord klettern konnte. Auf dem Steg hatten sich eine kleine Gruppe versammelt, die mir die nassen Gegenstände aufs Schiff reichte.
Neben nassen Klamotten und nassen Geldscheinen war leider ein getauchtes Handy zu beklagen, das sich auch bis heute (Samstagabend) nicht mehr zum Leben erwecken ließ. Nachdem ich soweit es ging alle nassen Dinge vom Salzwasser befreit hatte und das Geld leidlich trocken war, setzte ich mich in den Mietwagen und machte mich auf die Suche nach einem Handyladen. Der freundliche Stegnachbar empfahl, nach Valledoria zu fahren, da Castelsardo sicher zu klein sei. Dort angekommen, machten mir die Ladenöffnungszeiten einen Strich durch die Rechnung. Es war 15 Uhr und der Vodafone-Shop sollte um 16:30 Uhr wieder öffnen. Da ich nun schon unterwegs war und mich nicht in eines der leeren Straßencafés setzen wollte, fuhr ich kurzentschlossen nach Sassari, der nächsten größeren Stadt. Dort hoffte ich, dass ich schnell über einen Handyladen stolpern würde. Ganz so einfach war es dann leider doch nicht. Zahlreiche Einbahnstraßen machten mir das Leben schwer und so parkte ich irgendwann ziemlich unmotiviert und setzte die Suche zu Fuß fort. Ein Reisebüro (‚Viaggio e turismo‘) erschien mir eine geeignete Adresse für mein Anliegen, dort hoffte ich auf Hilfe. Und tatsächlich konnte mir die Mitarbeiterin, die zwar nur wenig englisch sprach, aber meine Frage nach einem Shop für Smartphones verstanden hatte, weiterhelfen. Sie wies nach links, dann sollte ich nach rechts abbiegen und ca. 200 m laufen, dort wäre ein Vodafone-Shop. So konnte ich gestern tatsächlich noch ein neues Handy erwerben und bin seit heute Morgen glücklicherweise wieder Miglied der digitalen Welt!
Gestern Abend musste ich dann außerdem noch den hiesigen Baumarkt aufsuchen, da ich bei meinem Sturz offenbar das Stromkabel, das zu unserem Schiff führte, aus dem Stromkasten gerissen hatte und unser Stecker hinüber war. Der Baumarkt sollte gegenüber des Campo de futbol sein und es ist gut, dass dieser Begriff irgendwie international ist. So machte es nichts aus, dass hier auf Sardinien die englische Sprache nicht so verbreitet ist, den Weg zum Fußballplatz konnte ich trotzdem erfragen. Abends habe ich mich dann als Elektrikerin betätigt und den für 2,70€ erworbenen Stecker ordnungsgemäß angeschlossen.
Der gestrige Sturz hat mich sozusagen über Nacht auf dem Steg bekannt gemacht. Jeder erkundigte sich heute nach meinem Wohlbefinden und hatte weitere Ratschläge parat. So telefonierte der italienische Stegnachbar unaufgefordert mit der Tankstelle, um meine Frage nach den Öffnungszeiten beantworten zu können.
Alle Gesprächspartner rieten allerdings übereinstimmend davon ab, Sonntag, Montag oder Dienstag abzulegen, es würde schlechtes Wetter und sehr viel Wind erwartet. Um uns alle Optionen zu erhalten, wollte ich allerdings gern Diesel bunkern. Da die Tankstelle am Sonntag geschlossen hatte und ich bei heutigen bis zu 16 kn Wind ungern allein an- und ablegen wollte, fuhr ich mit unseren fünf Dieselkanistern zur Schiffstankstelle und betankte so das Schiff. 150 l Diesel fanden den Weg zu uns an Bord, was für eine Schlepperei!
Am späten Nachmittag holte ich dann zumindest noch den ausgefallenen Ausflug zum Roccia dell’Elefante nach.
Hoffentlich habe ich mein Unglückskontingent für diesen Urlaub mit dieser Geschichte ausgeschöpft. Es kann ja nur besser werden!