Klaus und ich übertrafen uns an Mutmaßungen, wo dieser garstige Nager wohl tagsüber stecken könnte. Wir fanden auch nirgendwo mehr Ködel, die auf den Aufenthaltsort hindeuteten. Nachdem ich tagsüber weiter die Schränke in der Achterkoje bearbeitete, um auch die letzten Reste des Pfeffersprays zu beseitigen (erst Sagrotanspray, dann Holzpflegeöl), wollte Klaus dann kurz vor dem Zielhafen noch mal eben die Bodenbretter hochnehmen. Seine Theorie, für die einiges sprach, war, dass sich die Ratte dorthin zurückgezogen hatte. Uns war klar, dass wir dieses Tier, gegen das sich so langsam einige Aggressionen aufbauten, nicht erwischen würden, aber anhand von Ködeln würden wir herausbekommen, wo sie sich versteckte.
Als die Bodenbretter schließlich heraus waren, fanden wir zwar keine Rattenspuren, aber der vorhandene Dreck sollte dann doch schnell weggeputzt werden!! Kein Spaß!
Wir waren rattentechnisch also nicht klüger!
Nun ging es aber erstmal um die Ankunft in Italien. Zwischenzeitlich hatten wir gehört, dass Segler aus Griechenland kommend in eine fünftägige Quarantäne müssen. Diese Info wurde jedoch durch die Kreuzer-Abteilung des DSV korrigiert. Es hieß, man benötige einen aktuellen negativen Corona-Test oder müsse im Ankunftshafen einen Test durchführen lassen. Wir waren also gespannt.
Der Marinero nahm unsere Festmacher entgegen, beschrieb uns den Weg zum Hafenbüro und hieß uns herzlich willkommen.
Da das Hafenbüro geschlossen hatte, erkundeten wir ein wenig den Ort, versuchten erfolglos, in der Apotheke ein Rattenmittel zu bekommen und meldeten uns auf dem Rückweg im Hafenbüro. Die freundliche Mitarbeiterin nahm unsere Daten auf und überreichte uns drei Zettel, auf denen Angaben zu unserem Gesundheitszustand zu machen waren, als sie mitbekam, dass wir aus Griechenland kamen.
Die drei Zettel sollten wir abfotografieren und an drei verschiedene E-Mail-Adressen senden. Vorsichtshalber sollten wir noch eine Telefonnummer anrufen, da es sein könnte, dass wir in Quarantäne müssten. Richtig Ahnung zum Prozedere hatte die Gute nicht.
Wir füllten also alle Formulare aus, maßen Fieber (😂) und versuchten die angegebene Nummer zu erreichen. Als dies nicht klappte, fragten wir im Hafenbüro nach, was wir tun sollten – schlicht auf Antwort auf die E-Mails warten!
Obwohl wir leicht verunsichert waren, trauten wir uns an diesem Abend von Bord, um ganz in der Nähe die erste italienische Pizza des Jahres zu genießen. Ob wir bei einer möglichen Kontrolle ohne einen Coronatest ungeschoren davon kommen würden, wussten wir nicht. Aber glücklicherweise gelangten wir unbehelligt zurück an Bord.
Zur Rattenlage: die Köder waren aufgestellt, wir hofften, die Ratte nach unserer Rückkehr in diesen vorzufinden und entsorgen zu können! Leider nein! Aber sie hatte erneut Spuren hinterlassen. Die Küchenpapierrolle war etwas zerfleddert und auch ein Stück Käse fehlte. Außerdem hatte sie ein Stück aus Klaus Sandale geknabbert, die Nagespuren waren deutlich zu erkennen.
Klaus entwickelte eine neue Taktik: er legte vor dem Schlafengehen eine Käsespur die Treppe rauf bis nach draußen 🧀! Schließlich würde er als Ratte nichts sehnlicher wollen, als der Gefangenschaft an Bord zu entgehen! Das nennt man dann wohl Empathie!😂