Um den Strom auf der Themse mit uns zu haben, mussten wir heute um 07:00 Uhr ablegen. Das Ausschleusen aus St. Katherine Docks zog sich etwas hin, sodass wir uns erst gegen 07:40 Uhr tatsächlich auf den Weg machen konnten. Zunächst blies der Wind schwach aus NE, doch das sollte sich im Laufe des Tages noch deutlich ändern. Die Themse hinaus ging es durchgehend unter Motor, erst nach ungefähr 5 Stunden zogen wir die Segel hoch. Der Wind hatte mittlerweile auf 14 bis 18 kn zugenommen und da er (natürlich) aus genau der Richtung blies, in die wir wollten, nahmen wir weiterhin den Motor zu Hilfe. Da der Wind auch ziemlich genau gegen den Strom blies, baute sich eine sehr unangenehme Welle auf. Da wurde das Segelsetzen schon zu einer schaukeligen Angelegenheit. Im Laufe des Nachmittags frischte der Wind dann immer weiter auf, kurz vor Ramsgate wurden kurzfristig sogar 32 kn angezeigt. So hatten wir uns diesen Segeltag eigentlich nicht vorgestellt!
Doch zum Wind gesellten sich dann noch einige weitere Unannehmlichkeiten. Durch den starken Seegang -die Wellenhöhe betrug 3 bis 3.5 m- war der verbliebene Diesel offenbar so stark durchgeschüttelt worden, dass der Motor bei der Ansteuerung des Hafens in Ramsgate schwächelte und kurzfristig die Arbeit einstellte. So hieß es also, einen fremden Hafen unter Segeln anzulaufen, und das bei viel Wind und hoher Welle! Uns kam sicher zugute, dass wir in der Vergangenheit in unserem Heimathafen Kiel regelmäßig mittwochs gesegelt sind und auch dort fast ausschließlich unter Segeln angelegt haben. Doch bei mir machte sich schon ein mulmiges Gefühl breit. Wir erreichten den Vorhafen unbeschadet unter gerefftem Großsegel und mit komplett eingerollter Fock.
Im Hafen meldete sich dann tatsächlich der Motor zurück und so hätte eigentlich nur noch das Großsegel eingeholt und das Schiff angelegt werden müssen. Beim Bergen des Großsegels gab es jedoch ein weiteres Problem – das Segel kam nicht herunter, und das bei Windstärke 7! Ich zog vergebens! Glücklicherweise stellte sich schnell heraus, dass sich nur ein Rutscher am Vorliek des Segels mit der Lazy-Leine verhakt hatte. Ein kurzes erneutes Hochziehen des Großsegels beseitigte also dieses Problem.
Nach zwei Extra-Kringeln im Vorhafen gelangten wir dann unbeschadet in die Royal Harbour Marina Ramsgate. Das Stegbier hatten wir uns nach diesem Tag redlich verdient!